Frankfurt in Bewegung

Mobilitätstrategie: Ein Leitbild für stadt- und umweltverträgliche Mobilität entsteht

Projektsteckbrief

Projekttitel: „Mobilitätsstrategie“

Themenknoten: Mobilität

Projektziel: ein an Nachhaltigkeit orientiertes Leitbild für zukünftige Mobilität in Frankfurt, integrierender ­Planungsansatz und Steuerungsinstrument für Politik
und Verwaltung, strategischer Rahmen für zukünftige ­Planungs- und Finanzierungsentscheidungen.

Projektbeginn: 2013

Beteiligte: ämter- und fachübergreifend (Verkehrs-, Stadt- und Umweltplanung)

Neue Konsum-, Arbeits- und Lebensstile, Globalisierung und Digitalisierung, demografische Entwicklung – es sind gesellschaftliche Trends, die Mobilität prägen. Zugleich verändern sich die Ansprüche an Mobilität und die Lebensqualität in der Stadt: Straßen und Wege sollen nicht mehr rein funktionale Verkehrsflächen sondern „Straßen zum Leben“ sein. Die Mobilitätsstrategie soll einen strategischen Rahmen formulieren, wie die zukünftige Mobilität in einer wachsenden Stadt gestaltet werden kann.
 

Die Vision: Verkehr in einer lebendigen Stadt

Die Mobilitätsstrategie entwirft ein an Nachhaltigkeit orientiertes Leitbild. Es zeigt, wie die Stadt aussehen soll, in der die Frankfurter/innen leben wollen und wie sie sich in ihr bewegen. Es ist das Bild einer kompakten und zugleich grünen Stadt, in der Verkehr Lebensqualität und Gesundheit möglichst wenig beeinträchtigt und in der Mobilität in allen Formen für alle gleichberechtigt möglich ist.

Strategischer Rahmen: Orientierung und messbare Ziele

Als integrierender Planungsansatz und Steuerungsinstrument soll die Mobilitätsstrategie Spielraum für politische Schwerpunktsetzungen bieten und gleichzeitig eine stabiler Rahmen für das Verwaltungshandeln sein. Sie soll helfen, auf zukünftige Herausforderungen rechtzeitig zu reagieren. Und sie soll dazu dienen, in der Stadtgesellschaft Konsens über langfristige Ziele zu finden und transparente Regeln für den Umgang mit Zielkonflikten schaffen. Mit messbaren strategischen Zielen soll überprüft werden, ob die gewünschten bzw. erwarteten Wirkungen eintreten oder eine Kurskorrektur vorgenommen werden muss.

Bausteine der Mobilitätsstrategie

 

beträgt der Anteil des motorisierten Individualverkehrs (MIV) im Stadt-Umland-Verkehr. Die hohe ­Arbeitsplatzdichte in Frankfurt von 962 Erwerbs­­tätigen pro 1.000 Einwohner/innen führt zu einer großen Zahl von Pendlern. Deren Mobilitäts­gewohnheiten beeinflussen das Verkehrsgeschehen in Stadt und Umland ganz maßgeblich.

Vier Bausteine: vom Zukunftsbild zum konkreten Handeln

Die Mobilitätsstrategie formuliert einen strategischen Rahmen, der Grundlage und Richtschnur für thematische Teilstrategien und Maßnahmenpläne ist. Der strategische Rahmen setzt sich aus vier Bausteinen zusammen – von der langfristigen Vision bis hin zu konkreten Handlungsansätzen:
Das Zukunftsbild 2050 beschreibt die angestrebte Mobilitätskultur und orientiert sich an den klassischen Zieldimensionen der Nachhaltigkeit: Sozial gerechte Mobilität ermöglicht eine bestmögliche selbständige Teilhabe am Verkehr für alle Menschen unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Mobilitätsbedürfnisse. Ökologisch verträgliche Mobilität organisiert Verkehr effizient, klima- und stadtverträglich. Das Verkehrssystem ist sauber und leise und greift auf regenerative Rohstoffe zurück. Bezahlbare Mobilitätsangebote sind ein Kennzeichen wirtschaftlich vernünftiger Mobilität. Die gute Erreichbarkeit Frankfurts und eine verträgliche Ausgestaltung aller Verkehrsarten dienen der wirtschaftlichen Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der Stadt.

Auf dem Weg zu einer schrittweisen Annäherung an dieses Zukunftsbild dienen Handlungsleitlinien als Orientierung für Politik und Verwaltung. Sie basieren auf bereits beschlossenen Verkehrsplanungen wie dem Gesamtverkehrsplan von 2005 und umfassen beispielsweise den Vorrang von Erhalt und Sanierung der Infrastruktur vor Neu- und Ausbau, die Sicherung der Finanzierung, die Förderung von Innovationen und neuen Technologien, Partizipation als Chance zu nutzen sowie die regionale Zusammenarbeit und nachhaltige Mobilitätsstile zu unterstützen.

Für einen mittelfristigen Zeitraum bis etwa 2030 soll die Mobilitätsstrategie anhand von Indikatoren messbare strategische Ziele stecken, damit überprüft werden kann, ob die gewünschten Wirkungen eintreten, so z. B. ob die verkehrsbedingten CO₂-Emissionen oder die Zahl der Verkehrsunfälle auf das angestrebte Maß gesunken sind.

Die gesamtstrategischen Ziele der Mobilitätsstrategie sollen eng mit den übergreifenden Überlegungen zum integrierten Stadtentwicklungskonzept (iStEK) abgestimmt werden, z. B. die Förderung einer integrierten Siedlungs- und Verkehrsstruktur mit dem Fokus auf Verkehrsvermeidung. Die Mobilitätsstrategie soll als Teilstrategie in das integrierte Stadtentwicklungskonzept eingebracht werden.

Aus den Handlungsleitlinien und den strategischen Zielen lassen sich Handlungsschwerpunkte ableiten, in denen Prioritäten für politische Entscheidungen und den Verwaltungsalltag gesetzt werden. Es werden thematische Teilstrategien entwickelt, z. B. für den Stadt-Umland-Verkehr, den Öffent­lichen Nahverkehr, den Wirtschaftsverkehr oder die Verkehrssicherheit. Die Teilstrategien sind häufig vernetzt, und Maßnahmen aus verschiedenen Bereichen können miteinander kombiniert zum Ziel führen.

Sieben Handlungsleitlinien zur Orientierung

  • Auf dem Weg zu einer schrittweisen Annäherung an das ­Zukunftsbild, das die Mobilitätsstrategie entwirft, dienen ­sieben Handlungsleitlinien als Orientierung für Politik und Verwaltung:
  • Beschlossene verkehrsplanerische Grundhaltung (GVP) zu Grunde legen
  • Erhalt und Sanierung der Infrastruktur gegenüber
  • Neu- und Ausbau bevorzugen
  • Finanzierung langfristig sichern und Kostentransparenz ­erhöhen
  • Innovationen und neue Verkehrstechnologien entwickeln und fördern
  • Akteure einbinden / Partizipation als Chance nutzen
  • Regionale Zusammenarbeit fördern
  • Nachhaltige Mobilitätskultur leben

der Frankfurter/innen nutzten im Jahr 2013 für ihre Wege das Rad – das sind deutlich mehr als zehn Jahre zuvor und fast doppelt soviele wie im Jahr 1998.

Stadt der kurzen Wege: Begünstigt durch das kompakte Stadtgebiet nutzen die Frankfurter/innen für ihre Wege häufig das Rad oder gehen zu Fuß.

Beteiligungsprozess: Wie die Mobilitätsstrategie erarbeitet wird

Diese Bausteine der Mobilitätsstrategie werden in einer ­ämter- und fachübergreifenden Zusammenarbeit entwickelt. Der Prozess bündelt Erfahrungen, Kompetenzen und Stra­tegien verschiedener Fachbereiche und Dezernate, so z. B. raumbezogene Siedlungsplanung, Umwelt und Verkehr. Zwischenergebnisse werden mit den Fraktionen in der Stadtverordnetenversammlung und den Ortsbeiräten beraten und im Dialog mit dem Nachhaltigkeitsforum des Green-City-Prozesses gefestigt.

Wichtige Bausteine werden kontinuierlich kommuniziert und öffentlich zur Diskussion gestellt. So fanden im Jahr 2014 zwei „Mobilitätsforen“ statt, bei denen Vertreter/innen der Stadtgesellschaft, der Fachöffentlichkeit und der Politik über Zwischenergebnisse diskutierten. Ein drittes „Mobilitätsforum“ gab es im September 2015.

Kern der ersten Veranstaltung bildeten die drei Themenbereiche „Frankfurt als Kern der Metropolregion“, „Frankfurt als lebenswerte Stadt“ und „Frankfurts Quartiere – Stadt der Vielfalt“.

Das zweite Mobilitätsforum diskutierte die zukünftige Mobilität in Frankfurt mit dem Fokus auf die drei Nachhaltigkeitsdimensionen: ökologisch verträglich, sozial ausgewogen, wirtschaftlich vernünftig. Der Pendlerverkehr zwischen Frankfurt und dem Umland, intelligente Lösungen im Lieferverkehr oder die Änderung des Mobilitätsverhaltens waren ebenso Themen wie die multifunktionale Nutzung des nur begrenzt verfügbaren Stadtraums.

Parallel zu den ersten beiden Mobilitätsforen wurden auf dem städtischen Beteiligungsportal „Frankfurt fragt mich“ Ideen zur zukünftigen Mobilität gesammelt und diskutiert. Auch diese Ergebnisse sind in die Arbeiten an der Mobilitätsstrategie eingeflossen.

Das dritte Mobilitätsforum stellte den aktuellen Stand der Mobilitätsstrategie vor. In parallelen Arbeitsgruppen wurden die erarbeiteten Handlungsschwerpunkte vertieft und beispielsweise neue Finanzierungsmöglichkeiten des ÖPNV und eine umweltfreundlichere Gestaltung des Lieferverkehrs diskutiert.

Ziel des Prozesses ist eine Mobilitätsstrategie, die vom Stadtparlament beschlossen wird und alle städischen Akteure einbindet. Dabei ist die Mobilitätsstrategie kein „abgeschlossenes Werk“, sie muss regelmäßig überprüft und fortgeschrieben werden. So kann sie als Rahmen für zukünftige Planungs- und Finanzierungsentscheidungen dienen.

Vision

Kompakte und zugleich grüne Stadt; Straßen zum Leben; Verkehr beeinträchtigt Lebensqualität und Gesundheit möglichst wenig; ­Mobilität ist in allen Formen für alle gleichberechtigt möglich.

Strategie-Rahmen

Spielraum für politische Schwerpunktsetzungen und einen stabilen Rahmen für das Verwaltungshandeln bieten; rechtzeitig auf zukünftige ­Herausforderungen reagieren; ­messbare strategische Ziele setzen.

Beteiligung

Konsens in der Stadtgesellschaft über langfristige Ziele finden; transparente Regeln für den Umgang mit Ziel­konflikten schaffen; Vertreter/innen der Stadtgesellschaft, der Fachöffentlichkeit und der Politik einbeziehen.

Amt für Straßenbau und Erschließung

Telefon 069 212 33641
amtfuerstrassenbauunderschliessung(at)stadt-frankfurt.de