Elektrisch unterwegs im Alltag

Elektromobilität und neue Mobilitätsangebote: Verkehr stadt- und umweltfreundlicher organisieren

Staus, Lärm, Schadstoff- und CO₂-Emissionen und nicht zuletzt der Platzbedarf parkender Fahrzeuge: für ­Großstädte wie Frankfurt mit seinen zahlreichen Pendlern und dem zunehmenden Wirtschaftsverkehr müssen alternative Formen von Mobilität entwickelt werden.

Der Verkehr in den Städten muss schadstoffärmer organisiert und die Infrastruktur und der Stadtraum effizienter genutzt werden. Hier spielen alternative Mobilitätsszenarien und -dienstleistungen sowie neue Antriebstechniken eine wichtige Rolle. Ein Baustein sind Elektrofahrzeuge, die unter bestimmten Einsatzbedingungen ökologische Potenziale bieten.

Elektromobilität – mehr als der Austausch des Motors

Die Frankfurter Stadtverordneten beschlossen im Mai 2009, „Frankfurt am Main zum Vorreiter auf dem Gebiet der Elektromobilität“ zu machen.

Im Jahr 2010 erarbeitete die Wirtschaftsförderung Frankfurt in Zusammenarbeit mit Vertretern des Magistrats, der Landesregierung und der Wirtschaft ein Strategiepapier mit dem Titel „Elektromobilität im Jahre 2025 in Frankfurt am Main – Vision und Strategie“. Es enthält Projekte und Maßnahmen, die die Einführung der Elektromobilität positiv beeinflussen oder fördern sollen, und definiert Ziele für die Nutzung der Elektromobilität und ergänzender Mobilitätsdienstleistungen. So sollen im Jahr 2025 z. B. 10 Prozent des automobilen Verkehrsaufkommens in Frankfurt von elektrischen Fahrzeugen erbracht werden und der Anteil des lärm- und emissionsarmen Verkehrs innerhalb des Frankfurter Anlagenrings 50 Prozent betragen.

Seit Januar 2011 werden alle Frankfurter Aktivitäten zur Elektromobilität unter dem Aktionslabel „Frankfurtemobil“ vermarktet. Ziel des Labels ist, ein Bewusstsein für Elektromobilität zu erzeugen und erfolgreiche Anwendungen zu zeigen. Hierzu werden die Internetplattform „Frankfurtemobil“ sowie eine Vielzahl von Veranstaltungen genutzt.

 

soll der Anteil des lärm- und emissionsarmen Verkehrs ­innerhalb des Frankfurter ­Anlagenrings im Jahr 2025 betragen.

Wirtschaftsverkehre und Fuhrparks als Pioniere

Viele Fuhrparks bieten gute Einsatzbedingungen für Elektrofahrzeuge. Denn besonders bei kurzen Distanzen im Innenstadtverkehr fallen Schadstoffbelastungen ins Gewicht. Nachts, wenn die Geschäftszeiten vorbei sind, können die Fahrzeuge aufgeladen werden. Der häufige Gebrauch verbessert die Ökobilanz der z. T. mit höheren Umweltbelastungen hergestellten Fahrzeuge. Zugleich können die Organisationen als Vorbilder für mehr Akzeptanz der neuen Technologie werben.

Förderung von Elektrofahrzeugen bei Handwerksbetrieben

Kurze Distanzen in der Innenstadt: Um den gewerblichen Einsatz von Elektrofahrzeugen zu fördern und zu untersuchen, haben das Land Hessen und die Städte Frankfurt und Wiesbaden das Projekt „erster! Das Handwerk fährt emobil“ entwickelt. Handwerksbetriebe mit Sitz in Frankfurt am Main und Wiesbaden erhielten eine Förderung von bis zu 6.000 Euro je Fahrzeug, um ein neues Elektrofahrzeug zu erwerben und drei Jahre lang einzusetzen. Bis zum Abschluss des Projekts Ende 2014 wurden knapp 50 Fahrzeuge gefördert.

  

Stadtverwaltung übernimmt Vorbildfunktion

Die Nutzer- und Streckenprofile der Stadtverwaltung – Kurzstrecken im Stadtverkehr, nächtliche Standzeiten – eignen sich besonders gut für den Einsatz von Elektromobilität. Im Rahmen einer Beschaffungsinitiative bezuschusste die Stadt Frankfurt am Main Ämter und städtische Gesellschaften beim Erwerb von Elektroautos, um die höheren Anschaffungskosten gegenüber herkömmlich betriebenen Fahrzeugen zu kompensieren. In 2015 wurden hierdurch 35 Elektrofahrzeuge für den städtischen Fuhrpark angeschafft und über das ausgeschöpfte Fördervolumen hinaus weitere Kaufaktivitäten ausgelöst.

Umweltfreundliche Paket-Auslieferung im Innenstadtbereich

Nicht zuletzt hat der wachsende Online-Handel zu einer steigen­den Zahl von Zustellfahrten auf der „letzten Meile“ geführt. Der Paketlogistiker UPS (United Parcel Service) hat in seiner Frankfurter Niederlassung sechs Paketzustellfahrzeuge mit Elektroantrieb in Betrieb genommen. Mit Erfolg, denn Elektrofahrzeuge überzeugen gerade im Stop-and-Go-Verkehr durch deutlich geringere Emissio­nen als solche mit Verbrennungsmotoren.

Infrastruktur für einfaches Laden schaffen

Im Rahmen des „Frankfurter Modells“ haben die Mainova AG und die ABG FRANKFURT HOLDING unter Federführung der gemeinsamen Tochter ABGnova GmbH 2010 das erste offene Stromtankstellensystem entwickelt. Fahrer/innen von Elektroautos können inzwischen 14 Ladestationen im gesamten Stadtgebiet nutzen, ohne sich zuvor beim Stromlieferanten zu registrieren. Die Stromkosten werden mit den Parkgebühren bezahlt. Kombinierte Lade- und Parkscheinautomaten vermeiden die Aufstellung zusätzlicher Automaten im Straßen­bild. Auch in zwei Parkhäusern gibt es Ladestationen.

Neue Mobilitätskonzepte entwickeln

Auch wenn Elektromobilität als Antriebskonzept in den beschriebenen Anwendungsfällen effizient eingesetzt wird, kann diese Technik nicht die Lösung aller Fragen einer stadt- und umweltfreundlichen Mobilität sein. Herausforderungen wie etwa der Raumbedarf des ruhenden Verkehrs und ein wachsendes Verkehrsaufkommen machen neue Mobilitätskonzepte notwendig. Beispiele sind die Einführung des eTicket RheinMain, das die einfache Nutzung multimodaler Mobilitätsketten im Alltag ermöglicht oder ein betriebliches Mobilitätsmanagement, wie es im Rahmen des Modellprojekts „Nachhaltiges Gewerbegebiet“ angedacht ist.

Die städtische Wohnungsbaugesellschaft ABG FRANKFURT HOLDING sowie der städtische Energieversorger Mainova AG sind seit 2011 Mitgesellschafter beim Carsharing-Anbieter book-n-drive. ABG-Mieter genießen viele Vorteile. Im Aktiv-Stadthaus der ABG FRANKFURT HOLDING befindet sich zudem eine Sta­tion von book-n-drive mit Stellplätzen und Ladestationen für Elektro-Autos und Pedelecs. Sie können dort mit im Haus erzeugtem Strom geladen werden.

Pedelecs im Pendlerverkehr nutzen

70 Prozent der Pendler im Ballungsraum Rhein-Main legen Distanzen von mehr als fünf Kilometern zurück. Für diese Entfernungen sind Pedelecs als Auto-Ersatz attraktiv. Das Projekt „bike + business 2.0?, das der Regionalverband Frankfurt­RheinMain mit dem ADFC Hessen durchführte, erforschte die Alltagstauglichkeit von Pedelecs im Berufsverkehr. Zehn Arbeitgeber haben sich mit über 150 geförderten Pedelecs beteiligt. Beschäftigte, Unternehmen, Forschung und Hersteller untersuchten zusammen technische Fragen, den Gebrauchswert im Alltag, Nutzungsgewohnheiten und Umsteigepotenziale.

Wege für zügiges Radfahren anlegen

Um das Rad generell für Berufspendler auch über mittlere Entfernungen attraktiv zu machen und den höheren Geschwindigkeiten von Pedelecs gerecht zu werden, sind möglichst direkte und gut ausgebaute Wege nötig. Als Pilotprojekt für solche Radschnellwege hat der Regionalverband Frankfurt­RheinMain die Strecke Frankfurt – Darmstadt ausgewählt und einen Arbeitskreis eingerichtet, in dem die sieben Anrainerkommunen sowie die Hochschule Darmstadt als wissenschaftliche Begleitung vertreten sind.

Die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie mit Maßnahmenplan und Kostenkalkulation liegen inzwischen vor. Ein ähnliches Projekt für einen Radschnellweg zwischen Frankfurt und Hanau ist geplant.

Neue Mobilitätsformen

Lärm, Schadstoff- und CO₂-Emissionen durch neue ­Antriebstechniken reduzieren; durch neue Mobilitäts­szenarien Staus vermeiden und Platzbedarf des ­ruhenden Verkehrs verringern.

Infrastruktur

Ladestationen mit vereinfachten Lade- und Abrechnungsvorgängen für Elektrofahrzeuge; Rad­schnell­wege, die für Pedelecs und mittlere Distanzen ­geeignet sind; eTicket RheinMain für einfache Nutzung multi­modaler Mobilitätsketten.

Pioniere als Multiplikatoren

Erprobung neuer Antriebstechniken dort, wo sie viele ­Vorteile haben und ­öffentlichkeitswirksam im Stadtraum unterwegs sind (Elektrofahrzeuge für Logistik, Handwerk, Stadtverwaltung, Pedelecs für Berufspendler).

Umweltamt

Wirtschaftsförderung Frankfurt am Main
info(at)frankfurt-business.net