Leerstand nutzen, Wohnraum schaffen

Lyoner Viertel: Die Bürostadt Niederrad wird zum lebendigen Stadtquartier

Projektsteckbrief

Projekttitel: „Lyoner Viertel – Transformation eines mono­funktionalen Bürogebiets“

Themenknoten: Planen und Bauen

Projektziele: Die monostrukturelle Bürostadt Niederrad soll in ein gemischt genutztes Stadtquartier (?Lyoner ­Viertel?) ­umstrukturiert werden. Verringerung des Büro­flächenleer­stands, Schaffung von neuem Wohnraum.

Planungsgebiet: südlich des Mains, zwischen den ­Stadtteilen Niederrad und Schwanheim, GPS-Koordinaten 50.080663, 8.628457

Planungsbeginn: 2007

Projektleitung: Stadtplanungsamt Frankfurt am Main

Wohnungen für die wachsende Frankfurter Bevölkerung schaffen ohne Zersiedlung von Freiflächen: In der Bürostadt Niederrad entsteht durch Umnutzung von Büroflächen und durch Nachverdichtung Raum für neue Wohnungen. Zugleich wird der Leerstand von Bürogebäuden verringert, und ein lebendigeres Stadtviertel entsteht.

Die Bürostadt Niederrad im Südwesten Frankfurts wurde in den 1960er Jahre als reine „Bürostadt im Grünen“ geplant. Die heutige Bebauung besteht aus Bürogebäuden der letzten fünf Jahrzehnte, die auf weitläufigen Freiflächen stehen. Das Gebiet liegt zwischen Innenstadt und Flughafen und verfügt mit einer S-Bahnstation, einer Straßenbahnlinie und der Autobahn A5 über eine sehr gute Verkehrsanbindung.

Die teilweise unzureichende bauliche und technische Ausstattung älterer Büroimmobilien, fehlende Infrastruktur wie Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie oder auch Kitas und nicht zuletzt die Konkurrenz neuer Standorte wie etwa Gateway Gardens oder Europaviertel führten mit der Zeit zu einer überdurchschnittlichen Leerstandsquote von 30 Prozent im Jahr 2007.

Gleichzeitig verzeichnet Frankfurt einen starken Bevölkerungszuwachs und die Zahl der wohnungssuchenden Haushalte steigt. Dem Leerstand bei Büroimmobilien steht daher eine wachsende Wohnungsnachfrage gegenüber.

Gemischte Nutzung und gute Infrastruktur schaffen

Im 2007 gestarteten Modellvorhaben „Lyoner Viertel“ sollen in der Bürostadt Niederrad rd. 3.000 Wohnungen für 6.000 Bewohner entstehen. Das reine Büroviertel soll in ein gemischt genutztes und lebendiges Quartier transformiert werden.

Dies soll durch Umnutzung leerstehender Bürogebäude, den Abriss und Neubau bei ungeeigneten Gebäuden sowie durch Nachverdichtung auf den großzügigen Zwischenflächen geschehen.

Neue Läden sollen die Versorgung verbessern und eine soziale Infrastruktur etwa mit Kitas entstehen. Neue Wege sollen die innere Erschließung des Quartiers und die Anbindung an Nachbarstadtteile verbessern. Der öffentliche Raum soll mit Spielplätzen, kleinen Parks, Grünstreifen und Radwegen aufgewertet werden und ein neuer Grünzug Mainufer und Stadtwald verbinden. Die Attraktivität des Stadtteils soll helfen, die verbleibenden Büroflächen besser zu vermarkten und den Leerstand zu verringern.

 


waren bis zum Sommer 2015 realisiert, im Bau oder in der Planung.
 

Planungsvorausssetzungen schaffen und Beratung ­anbieten

Die Stadt Frankfurt am Main hat seit 2006 eine Reihe von Machbarkeits- und Fallstudien in Auftrag gegeben. Das Projekt ist Modellvorhaben im Forschungsprogramm des Bundes „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau (ExWoSt)“. 2010 wurde damit begonnen, die Planungsvoraussetzungen für die Umgestaltung zu schaffen. Der Bebauungsplan für den östlichen Teilbereich ist inzwischen in Kraft getreten, die Rechtskraft des Bebauungsplans für den westlichen Teil ist in greifbare Nähe gerückt. Das Planungsamt bietet Eigentümern und Investoren eine aktive Beratung bei der Umsetzung an. Öffentlichkeit und Eigentümer wurden in Informationsveranstaltungen und mit einem Fragebogen frühzeitig in die Planungen miteinbezogen.

Das Projekt gewinnt an Dynamik

Der Umwandlungsprozess hat inzwischen eine starke Eigendynamik gewonnen. Als erstes Projekt wurde 2010 das Bürogebäude in der Lyoner Straße 19 in 98 Wohnungen umgewandelt. Auch das Projekt „Green Six“ in der Hahnstraße 72 mit 196 Wohnungen ist fertiggestellt. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft ABG FRANKFURT HOLDING baut bis 2016 an der Lyoner Straße 134 Mietwohnungen und in der Hahnstraße nach dem Abriss von zwei Bürogebäuden 102 Miet- und 63 Eigentumswohnungen sowie Nahversorgungseinrichtungen.

Bis zum Sommer 2015 waren deutlich über 3.000 Wohnungen realisiert, im Bau oder in der Planung. Die ursprünglich prognostizierten Zahlen wurden damit bereits erreicht. Sie könnten übertroffen werden, da es noch Flächenpoten­ziale gibt und weiter Nachfrage besteht. Neben Wohnungen sind auch Büroprojekte in der Planung oder im Bau. Die angestrebte Entwicklung hin zu einem Mischgebiet ist also auf Erfolgskurs.

Wohnraum

Zusätzlichen Wohnraum schaffen durch Umnutzung oder Abriss von ­Bürogebäuden und Neubau; Nach­verdichtung auf Zwischenflächen; ­Zersiedlung von Freiflächen im ­Außenbereich der Stadt vermeiden.

Aufwertung

Schaffung eines lebendigeren Stadtviertels mit attraktiver Infrastruktur (Läden, Gastronomie, Kitas); Außenbereiche ­gestalten; Erschließung verbessern; den Standort attraktiver machen auch für Büros; Leer­standsquote senken.

Planung

Planungsvoraussetzungen schaffen; Machbarkeits- und Fallstudien sowie wissenschaftl. Begleitforschung; ­Eigentümer und Öffentlichkeit ein­binden; Bebauungspläne ändern; ­Beratungsangebote für Bauherren.

Stadtplanungsamt Frankfurt am Main

Timo Brühmann
Telefon 069 212-46905
timo.bruehmann(at)stadt-frankfurt.de